Klotzsche ohne Gymnasium – schier undenkbar. Das Gymnasium ohne Frank Haubitz – ?

von Falk Drechsel

 

Als im Schuljahr 1990/91 das Schulsystem in Sachsen völlig neu organisiert wurde, übernahm ein noch recht junger Lehrer die Stelle des Direktors der damaligen 105. POS „A. N. Tupolew“ – Frank Haubitz. 1958 geboren, selbst ehedem Schüler an der 82. POS in Klotzsche und danach an der Spezialschule EOS „Martin Andersen Nexö“ in Dresden, war er seit 1983 als Fachlehrer für Mathematik und Geographie an der „105.“ als eher „locker“ bekannt und bei den meisten Schülern auch beliebt. Sehr schnell war er von dem Willen beseelt, „seine“ Schule in eines der dringend benötigten neuen Gymnasien umzuwandeln.

Abenteuerliches stand bevor, Pioniergeist war vonnöten, Entschlusskraft, Wagemut, Lust auf Unbekanntes und ein dickes Fell – all dies brachte Frank Haubitz mit. Angetrieben von dem unbedingten Willen, seinen Schülern eine bestmögliche schulische Ausbildung, eine „schöne Schulzeit“ zu bieten, aus Schülern, Eltern und Lehrern eine tatsächliche Schulgemeinschaft zu machen – darin lag Frank Haubitz‘ pädagogischer Ethos. Wie groß seine Freude, wenn er zeremoniell einen neuen Jahrgang Fünftklässler aufnahm, wie erkennbar auch sein Stolz, wenn er dieselben Jahre später mit dem Abiturzeugnis entließ. Wie selbstverständlich die Tatsache, an jedem Morgen seine Schüler persönlich vor der Schultür zu begrüßen.

Er war ein Macher – mit mutigem Instinkt um das Machbare, das er vehement, mitunter ungeduldig, einforderte. Von der Politik, der Administration, seinen Schülern, seinen Lehrern. Sinnvolle, wichtige Regeln verlangte er einzuhalten, dabei führte er seine Schule konsequent, aber eher an der langen Leine. Dass er dabei mitunter auch auf Unverständnis oder Kritik stieß, tat ihm weh, aber er lernte, damit umzugehen. Mit manchmal erstaunlichem Verständnis für Persönliches und bei Problemen war er oft zu unkonventioneller Hilfe bereit. Stets im Sinne des Besten für seine Schüler, seine Schule. Und für das sächsische Schulwesen insgesamt. Über viele Jahre war er Vorsitzender des Sächsischen Philologenverbandes, für eine kurze Zeit gar Kultusminister des Freistaates Sachsen. Auch hier erreichte er Bedeutendes, mehr als mancher seiner Vorgänger mit wesentlich längerer Amtszeit. Dabei war der Schreibtisch eher notwendiges Übel als begehrter, bequemer Arbeitsplatz, das Poloshirt beliebter als die Krawatte. In der Not unterrichtete er auch ein halbes Jahr Biologie oder einige Jahre Sport. Formale Hürden, administratives Hinhalten, politische Unverbindlichkeiten waren ihm ein Graus. Und er ging dagegen erfolgreich an: Egal ob neue Fenster für ein marodes Schulhaus, eine neue Turnhalle, Container als zusätzliche Unterrichtsräume, eine zumeist gesicherte Unterrichtsversorgung durch ausreichend vorhandene Lehrkräfte auch in Zeiten des Mangels, schließlich gar ein ganz neues Schulgebäude – ohne Frank Haubitz so sicherlich schwer vorstellbar.

Frank Haubitz konnte in seiner neuen Schule nicht mehr unterrichten. An den Folgen einer schweren Krankheit verstarb der Schulleiter des Gymnasiums Klotzsche, nach 31 Jahren in dieser Tätigkeit, eine Woche vor seiner Pensionierung am 24. Juli 2023.

 

Foto(s):

  • Frank Haubitz: Christian Scholz

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