Liebes „Klotzscher Heideblatt“,
Ihr kürzlich erschienener Artikel „Das Flair der Villa Estler“ versetzte mich sofort in meine dort verbrachte Kindheit und Jugend zurück. Für meine Schwester und mich war es ein Paradies im wahrsten Sinne des Wortes. Zusammen mit unserer Mutti und unserem Opa, dem letzten Ludwig-Richter-Schüler Georg Estler (1860-1954), lebten wir in einem Haus mit einer besonderen Atmosphäre voller Wärme und Geborgenheit. Unser Haus war von einem herrlichen Garten umgeben, in dem vor allem Obstbäume standen, deren Blütenduft mir unvergesslich ist. Am Gartenzaun standen prächtige Flieder- und Jasminbüsche, außerdem Rosen und darunter unzählige Maiglöckchen. Direkt vor dem Haus war ein breiter Blumenstreifen, der vom Frühjahr, über den Sommer hinweg und bis in den Herbst hinein einen leuchtend bunten Teppich bildete. Zumeist arrangierte unser Großvater mitten aus dieser verschwenderischen Pracht heraus selbst einen schönen Strauß, so dass wir immer frische Blumen im Haus stehen hatten. Generell hatte unser Opa großes Interesse an unserem Hausgarten, der alljährlich die unterschiedlichsten Früchte trug, die alle ihre Verwendung fanden. So setzte Opa beispielsweise von den reichlich vorhandenen Schwarzen Johannisbeeren Wein auf, von dem später auch wir Kinder mit Wasser verdünnte Kostproben bekamen. Oft nahm Opa mich mit, wenn er in das nur wenig von uns entfernte “ Kurhaus“ ging, um dort sein Pilsner zu trinken und mir ein Glas Apfelsaft zu spendieren. Am schönsten aber war es, wenn wir bei Schuberts im „Bahnhofshotel“ einkehrten, weil ich mir dort eine Hamburger Stulle bestellen durfte.
Unser Großvater war es auch, der uns Schwestern in unsere erste Oper, Mozarts „Zauberflöte“, in den wundervollen Semperbau am Dresdner Theaterplatz führte. Während der Pause machte er uns dort auf die schönen Deckengemälde des unteren Rundfoyers aufmerksam. Diese hatte in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts sein späterer Schwiegervater Wilhelm Andreas Schaberschul, unser Urgroßvater, geschaffen, nachdem dieser einige Zeit vorher aus Mähren in die Kunststadt Dresden gekommen war.
Als unser Großvater in seinen späteren Jahren sein Augenlicht verlor, erledigten wir für ihn seine vielseitige Korrespondenz. Blicke ich heute zurück, so erinnere ich mich an ein sehr harmonisches Leben in unserem Haus auf der damaligen Carolastraße in Klotzsche, ohne Streit und böse Worte. Nachdem uns dann die schrecklichen Kriegsereignisse aus der Heimat vertrieben hatten, kehrten meine Schwester und ich im Frühjahr 1950 noch einmal nach Klotzsche zurück, um an seinem 90. Geburtstag bei unserem geliebten Opa sein zu können. Damals, als er anlässlich diese seltenen Jubiläums die unterschiedlichsten Ehrungen erfuhr, sahen wir ihn das letzte Mal. Bis zu seinem Tode im Januar 1954 wurde er von unserer Mutter liebevoll betreut und umsorgt. So wie er gelebt hatte, durfte er ruhig einschlafen, fast 94 Jahre alt. An der Seite seiner bereits 1926 verstorbenen Ehefrau Gertrud Estler geb. Schaberschul, unserer Großmutter, fand er seine letzte Ruhestätte. Leider wurde die Grabstätte auf dem Alten Klotzscher Friedhof schon vor 1980 eingeebnet um danach vermutlich neu belegt zu werden.
Nach der deutschen Wiedervereinigung im Jahre 1990 bot sich uns, den buchstäblich in aller Welt verstreuten Nachkommen Georg Estlers, die Gelegenheit, das von den Großeltern geerbte Grundstück in Klotzsche veräußern zu können. Inzwischen haben die neuen Eigentümer unsere kleine großelterliche Villa am Heiderand unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten renoviert. Allerdings konnte der ursprüngliche, so anheimelnd naturnahe Charakter des Gartens, wie er mir nach den vielen Jahrzehnten noch immer gegenwärtig ist, bedauerlicherweise nicht bewahrt werden. So bleibt mir in der Ferne nur noch die Erinnerung, die bekanntlich das einzige Paradies ist, aus dem wir nicht vertrieben werden können.
Als unser Großvater in seinen späteren Jahren sein Augenlicht verlor, erledigten wir für ihn seine vielseitige Korrespondenz. Blicke ich heute zurück, so erinnere ich mich an ein sehr harmonisches Leben in unserem Haus auf der damaligen Carolastraße in Klotzsche, ohne Streit und böse Worte. Nachdem uns dann die schrecklichen Kriegsereignisse aus der Heimat vertrieben hatten, kehrten meine Schwester und ich im Frühjahr 1950 noch einmal nach Klotzsche zurück, um an seinem 90. Geburtstag bei unserem geliebten Opa sein zu können. Damals, als er anlässlich diese seltenen Jubiläums die unterschiedlichsten Ehrungen erfuhr, sahen wir ihn das letzte Mal. Bis zu seinem Tode im Januar 1954 wurde er von unserer Mutter liebevoll betreut und umsorgt. So wie er gelebt hatte, durfte er ruhig einschlafen, fast 94 Jahre alt. An der Seite seiner bereits 1926 verstorbenen Ehefrau Gertrud Estler geb. Schaberschul, unserer Großmutter, fand er seine letzte Ruhestätte. Leider wurde die Grabstätte auf dem Alten Klotzscher Friedhof schon vor 1980 eingeebnet um danach vermutlich neu belegt zu werden.
Nach der deutschen Wiedervereinigung im Jahre 1990 bot sich uns, den buchstäblich in aller Welt verstreuten Nachkommen Georg Estlers, die Gelegenheit, das von den Großeltern geerbte Grundstück in Klotzsche veräußern zu können. Inzwischen haben die neuen Eigentümer unsere kleine großelterliche Villa am Heiderand unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten renoviert. Allerdings konnte der ursprüngliche, so anheimelnd naturnahe Charakter des Gartens, wie er mir nach den vielen Jahrzehnten noch immer gegenwärtig ist, bedauerlicherweise nicht bewahrt werden. So bleibt mir in der Ferne nur noch die Erinnerung, die bekanntlich das einzige Paradies ist, aus dem wir nicht vertrieben werden können.
Mit freundlichen Grüßen
Caroline Diestel geb. Röder (geb. 1925)
933 August Way
Redding, CA 96003 – 1825
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