Klotzsche, 21. September 2025 – Ich bin etwas spät dran, aber nicht wirklich zu spät. In der Rostocker Straße 8 angekommen, sehe ich schon das Haus der Familie Hering. Sie haben zur Eröffnung ihres Projektes, des Rudolf Nehmer Archivs (RNA), eingeladen.
Ich kenne Barbara und Olaf Hering seit einigen Wochen. Beide engagieren sich mit viel Herzblut dafür, die Veranstaltung „Musik in Klotzscher Gärten“ wiederzubeleben – ein Thema, das mir persönlich am Herzen liegt. Umso mehr habe ich mich über die Einladung zu dieser besonderen Veranstaltung gefreut.
Rudolf Nehmer, der Maler und Grafiker, lebte bis zu seinem Tod 1983 in Klotzsche. Unser Vereinsmitglied und Galerist Manto Sillack hat ihm bereits mehrere Veranstaltungen gewidmet. Nun also ein Archiv – ein Ort der Erinnerung und der Begegnung.
Als ich klingele, öffnet Olaf die Tür und ruft lachend: „Jetzt aber schnell, es geht gleich los. Nimm dir einen Hocker!“ Hinter ihm begrüßt mich Gundula, die Tochter von Rudolf Nehmer. Sie ist mit ihrer Familie da, lächelt und sagt: „Von der Veranstaltung gibt es doch hoffentlich einen Artikel im Heideblatt?“ – Versprochen!
Barbara Hering eröffnet die Veranstaltung mit einigen freundlichen Worten und stellt den Ehrengast, Prof. Dr. Hans-Egbert Schröder, vor – Vorsitzender des Vereins Forum Mitteldeutsche Kunst 20. Jahrhundert – Kunst ins Licht. Danach beginnt das künstlerische Programm: Helga Werner liest E. T. A. Hoffmanns Erzählung „Der unheimliche Gast“, musikalisch untermalt von Gabriela Werner auf der Gitarre.
Während der Lesung lasse ich meinen Blick schweifen. Die Räume im Untergeschoss sind gut gefüllt, viele bekannte Gesichter sind zu sehen. An den Wänden hängen Bilder und Grafiken Nehmers. Im Salon entdecke ich den Schrank mit den alten Druckplatten des Künstlers – die Druckpresse musste für diesen Tag weichen, sie hätte keinen Platz mehr gefunden.
Nach der Lesung bleibt Zeit für Gespräche. Ich lerne Gundulas Bruder kennen und auch den Schauspieler Tom Quaas. Olaf hat im Kellergeschoss ein liebevoll angerichtetes Buffet aufgebaut, mit einigen seiner eigenen kulinarischen Kreationen.
Dann folgt der offizielle Teil der Eröffnung. Im Obergeschoss haben die Herings eine ganze Wohnung in ein kleines Museum verwandelt – gefüllt mit Leihgaben aus dem Nachlass. Hier befindet sich das Herzstück des Rudolf Nehmer Archivs. Gleich im Eingangsbereich steht eine Staffelei mit einem Selbstbildnis des Künstlers, daneben hängt einer seiner Arbeitskittel. In den Räumen herrscht eine warme, fast familiäre Atmosphäre.
Die Laudatio hält der Autor Thomas Gerlach, der in bewegenden Worten auf Leben und Werk Rudolf Nehmers eingeht. Nach einigen Danksagungen endet der offizielle Teil.
Mich hat dieser Nachmittag nachhaltig beeindruckt – vor allem das stille, aber intensive Engagement von Barbara und Olaf Hering. Mit großer Herzlichkeit und Sorgfalt haben sie ein Kleinod geschaffen, das dem Werk Rudolf Nehmers ein Zuhause gibt.
Ich freue mich schon jetzt auf unsere gemeinsame Veranstaltung im kommenden Mai.
Das Rudolf Nehmer Archiv (RNA) soll ab Mai 2026 regelmäßig für die Öffentlichkeit zugänglich sein – jeweils am dritten Sonntag im Monat (Mai bis Oktober). Besuchstermine können außerdem telefonisch unter 0351 / 8906264 vereinbart werden.
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