Veranstaltungen des Klotzscher Vereins zum 33. Tag des offenen Denkmals am 14.09.2025 in Klotzsche

Die größte Kulturveranstaltung Deutschlands, der 33. Tag des „Offenen Denkmals“ mit über 6500 Kulturdenkmalen und mehreren Millionen Besuchern, fand in diesem Jahr auch wieder mit besonderen Aktivitäten des Klotzscher Vereins e.V. und der Evangelischen Kirchgemeinde Dresden Klotzsche, rund um die markante Christuskirche am Boltenhagener Platz statt.

Den Besuchern wurde ein umfangreiches Programm geboten, welches am Morgen mit einem Gottesdienst in der Christuskirche seinen Anfang nahm.

Nachmittags übernahm dann der Klotzscher Verein e.V. die Regie. Geboten wurden Vorträge mit dem Architekten Klaus-Jürgen Schöler, über die Baugeschichte der Christuskirche und Ihren Architekten Woldemar Kandler, sowie von Dirk Lauterbach geführte Stadtspaziergänge zu den Villen der Goethestraße.

Zwischen den genannten Programmpunkten wurde der Kirchenraum für die Besucher durch das begeisternde Orgelspiel von Matthias Ernst auf der 2002 sanierten historischen Jehmlich – Orgel erlebbar.

Neben der Kirche gab es einen Informationsstand des Klotzscher Vereins e.V., wo Informationsmaterial, Bücher und Bildmaterialien auslagen und erworben werden konnten.

Auch für das leibliche Wohl der Besucher wurde mit Kaffee, diversen anderen Getränken und selbstgebackenem Kuchen gesorgt

 

Die Christuskirche zu Dresden-Klotzsche

Dieses innen und außen noch völlig original erhaltene Gotteshaus ist ein Hauptwerk des Architekten Woldemar Kandler, der damit für den neu entstehenden Villenstandort Königswald ein dominantes, architektonisch überzeugendes Gesamtkunstwerk entwarf, das am 17.3.1907 feierlich eingeweiht wurde. Mit diesem, dem Zeitgeist entsprechenden Gebäude, zeigt der aus dem Erzgebirge stammende Architekt seine Professionalität auf dem Gebiet des Kirchenbaus.

Er beweist aber auch seine tiefe Gläubigkeit, die er in über 50 Kirchenbauten, vor allem in Sachsen, erkennen ließ.

Dass Woldemar Kandler gerade mit seinem Werk in Dresden- Klotzsche verbunden war, ist auch daran erkennbar, dass er in direkter Nachbarschaft in der Goethestr. 3 seine eigene Villa baute, die heute zu den besten Villendenkmalen im Stadtteil zählt.

Der Architekt Kandler wurde am 5.2.1866 in Dittmannsdorf bei Freiberg geboren. Er erlernte den Beruf des Zimmermanns, besuchte danach die Bauschule in Dresden und war anschließend Schüler an der Akademie bei Constantin Lipsius, dem Architekten des Gebäudes der Kunstakademie auf der Brühlschen Terrasse. Als bodenständiger, aber moderner Baukünstler versuchte er bei seinen zahlreichen Kirchenbauten den von der Kirchenbehörde allgemein vorgegebenen neugotischen Stil zu überwinden und Gestaltungsideen des aufkommenden Jugendstils in Bezug zu der hervorragenden traditionellen erzgebirgischen Kirchenbaukunst neu zu interpretieren. Mit seinem Wirken konnte er in Zusammenarbeit mit Handwerkern und verschiedenen Künstlern einen individuellen zeittypischen Beitrag zur Kirchenbaukunst leisten, dessen hohe Qualität und Leichtigkeit besonders in der Christuskirche ablesbar ist.

Am 19.11.1929 verstarb Woldemar Kandler in seiner Villa neben „seiner Kirche“. Die letzte Bauaufgabe war die Restaurierung der Kirche „Maria am Wasser“ in Dresden-Hosterwitz.
Kandlers Grab befindet sich auf dem Alten Friedhof in Klotzsche, direkt neben der auch von ihm geplanten kleinen Feierhalle. Sein Grabstein aus rosarotem Rochlitzer Porphyr, wie auch die Grabsteine für die Grabmäler Karl Schmids, Gründer der Hellerauer Werkstätten, und des Literaturnobelpreisträgers Karl Gjellerup, wurden von ihm als markante, schlichte Stelen entworfen, die sich von allen Grabsteinen vor Ort besonders abheben.

Mit dem zentral auf dem Boltenhagener Platz wirkungsvoll angeordneten Kirchenbauwerk wird städtebaulich ein besonderer Ort geschaffen, der durch die harmonische Turmfassade, mit der schönen weithin sichtbaren eleganten Turmhaube, dominiert wird. Freistehend in einem Grünraum, der zur Erbauungszeit im Norden noch durch einen Teich akzentuiert war, nehmen alle Fassadenseiten mit ihren typischen Rundbögen wohltuend Bezug auf den für „Königswald“ charakteristischen Baumbestand, der mit seinem noch heute üppigen Wuchs ein ruhiges eigenständiges Umfeld verschafft, das auch mit den inneren Raumgestaltungsideen korrespondiert. Hier findet man die gleiche Harmonie der äußeren Gestaltung, dieser leicht und einladend wirkenden Gebäudehülle, die auch den Innenraum mit seinen drei wunderbar abgestimmten Teilbereichen zu einem Raumerlebnis werden lässt.
Diese drei Raumteile sind liturgisch klar nach mittelalterlichen Raumfolgeprinzipien des Kirchenbaus konzipiert, beginnend mit dem Eingangsbereich, der durch den imponierenden Turm und seinen Glocken darüber betont wird. Das Portal führt in einen Vorraum, der früher die sogenannte „Brauthalle“ darstellte. Hier bereitet sich die Gemeinde, die „Braut Christi“ auf den „Bräutigam Christus“ vor. Die Brauthalle öffnet sich in einen weiten, großen Kirchenraum mit seitlichen Emporen und großzügiger Lichtführung durch die Fenster. Dieser durch einfache Pinselschlagstrukturen bemalte Versammlungsraum der Gemeinde mündet in einem großen, blumengeschmückten Triumphbogen, der in die „Paradieshalle“ mit Altar und monumentalem Altarbild – mit Christus am Kreuz – überleitet. Dieses Bild ist die Mitte des gesamten Kirchenraums. Der „Bräutigam als Erlöser“ verschafft den Gläubigen durch seinen Tod wieder Eingang in das durch Adam verlorene Paradies. In der besonderen Bemalung dieses Raumbereiches mit angedeuteten Palmen in den Ecken ist die Gestaltungsidee als Paradies zu erkennen.
Die Ausmalung des gesamten dreigeteilten Kirchenraumes ist in zarten, zurückhaltenden grau-grünen Farbtönen sehr stimmig und hell ausgeführt. Das heute noch sichtbare ursprüngliche Farbkonzept konnte im Rahmen der kompletten Innensanierung im Jahre 2002, die nötig wurde durch erhebliche Putz- und Wasserschäden, entsprechend der reichlich vorhandenen Originalbefunde akribisch wiederhergestellt werden. Die lichte Freundlichkeit der Farbgestaltung des Bildumfeldes, die gut mit dem dominanten und dramatischen Christusbild korrespondiert, einem Meisterwerk von Prof. Schindler aus Dresden, wurde wieder wunderbar herausgearbeitet.

Zwei dekorative Glasfenster rechts und links vom Altarraum, wurden vom damaligen Klotzscher Verschönerungsverein gestiftet.

Weitere besondere Ausstattungsstücke, die auch größtenteils gestiftet wurden, sind die Kanzel, das Taufbecken und der von der Firma des Hofstuckateurs Hauer aus Königswald hergestellte Altar. Ein besonderes Geschenk ist der segnende Christus links am Triumphbogen vom Bildhauer Johannes Schilling, der das Haus in der Goethestraße 9 bewohnte (heute befindet sich dort eine Gedenktafel).
Die vom Hoforgelbaumeister Jehmlich aus Dresden gefertigte Orgel mit 21 Registern auf der Eingangsempore ist ebenfalls ein wertvolles Ausstattungsstück. Damals in der 3. Familiengeneration, ist die Firma heute in der 6. Generation der älteste Familien-Orgelbaubetrieb weltweit.

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