Otto Altenkirch 1875-1945: Ein Maler entdeckt den Dresdner Heller

Der 1875 in Ziesar geborene, von 1902 bis 1945 in Dresden und Siebenlehn wirkende Otto Altenkirch gehört mit seinen atmosphärisch verdichteten Naturschilderungen zu den Hauptvertretern spätimpressionistischer Landschaftsmalerei in Sachsen. Während des Studiums bei Eugen Bracht und Emanuel Hegenbarth an der Dresdner Akademie der bildenden Künste hatte er die Freilichtmaler des Goppelner Kreises kennengelernt und sich später der Künstlergruppe „Die Elbier“ angeschlossen. Er war 1910 Gründungsmitglied der Künstlervereinigung Dresden und ab 1921 Mitglied der Kunstgenossenschaft.

Die Landschaft im flüchtigen Wandel von Licht und Zeit als unmittelbares augensinnliches Erlebnis darzustellen, wurde Hauptthema seiner Kunst, die, geprägt durch eine pastose Maltechnik, im Spektrum zwischen realistischem Abbild und impressionistischer Formauflösung ihren Ausdruck suchte. Motivische Leitbilder der über 40 Jahre anhaltenden ebenso leidenschaftlichen wie disziplinierten künstlerischen Auseinandersetzung mit der heimatlichen Umgebung blieben der Dresdner Heller und das Muldetal bei Siebenlehn. Seit 1905 auf den großen nationalen Kunstausstellungen in Berlin und München vertreten, fand Altenkirch auch überregional Aufmerksamkeit und Anerkennung.

Auf der Suche nach einer geeigneten Motivregion entdeckte Otto Altenkirch im Sommer 1907 den Dresdner Heller. Die Vorstellung von einer charakteristischen Landschaft als zentrales Thema seiner Freilichtmalerei fand in der kargen, nur von einzelnen Birken- und Kiefernformationen durchzogenen Sandheide ihre Entsprechung. Herausragendes Sujet wurde das Hellergut. Allein die unterschiedlichen Blickwinkel auf das Anwesen inspirierten ihn zu immer neuen Bildideen. Aus dem zur Motivation gewordenen Anspruch, die Heidelandschaft anhand einiger ausgesuchter Naturräume in all ihren tages- und jahreszeitlichen Erscheinungsformen malerisch zu manifestieren, erwuchs eine Leidenschaft, die den Künstler ein Leben lang mit dem Dresdner Heller verband. 

„Immer wieder zog es mich zu den schlichten Landschaften des Hellers mit seinen Sanddünen und Wassertümpeln, seinen Kiefern und Birken, dem alten Hellergut mit seinen hohen, alten Linden und dem romantischen Herrenhaus, der jetzigen Hellerschänke. Seit 1907 bin ich nie müde geworden, mich bei allen Jahreszeiten in diese Motive zu vertiefen. Einige Dutzend Bilder in verschiedenen Fassungen habe ich davon bestimmt schon gemalt. Mein Ziel war immer, eine gute Malerei zu geben, dabei die Stimmung bei gleicher Wertung von Form und Farbe voll auszuschöpfen.“

Auch nach seinem Umzug 1920 in die Muldestadt Siebenlehn kam Altenkirch jedes Jahr für einige Tage oder Wochen auf den Heller, um dort, wie er scherzhaft sagte, das „Wetter“ zu malen. Die letzten Freilichtarbeiten von dieser Landschaft entstanden 1940, danach war ihm altersbedingt der Weg nach Dresden zu beschwerlich.

Altenkirch wurde am 2. Januar 1875 in Ziesar geboren und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Nach dem Besuch der Volksschule in Ziesar begann er 1889 in Berlin eine vierjährige Lehre zum Dekorationsmaler, die er mit Auszeichnung abschloss. Er blieb zunächst in Berlin und arbeitete als Malergeselle. Nebenher nahm er an der Freiwilligen Fortbildungsschule Zeichenunterricht bei Hugo Händler. Eine Studienreise und sein Militärdienst führten ihn in den folgenden Jahren nach Osteuropa und Ostpreußen. Schließlich kehrte er 1897 nach Berlin zurück.

Im Sommer 1898 begann er an der Berliner Hochschule für Bildende Künste Malerei zu studieren, zunächst als Hospitant bei Paul Vorgang, ab November 1900 als Vollschüler in der Klasse von Eugen Bracht. Als dieser 1902 an die Dresdner Kunstakademie wechselte, folgte ihm Altenkirch. Im Jahr darauf wurde er offiziell Brachts Meisterschüler und Assistent.

Es folgten erste Ausstellungen, so 1903 die Schülerausstellung der Akademie, auf der er mit einer großen silbernen Medaille ausgezeichnet wurde, und 1904 eine Gemeinschaftsausstellung im Kunstsalon Emil Richter. Ein Sommersemester bei Emanuel Hegenbarth prägte seinen impressionistischen Malstil. Ostern 1906 schloss er sein Studium mit einem Ehrenzeugis ab und ließ sich in Dresden als freischaffender Künstler nieder. Bis 1943 war Altenkirch auf allen großen nationalen Kunstausstellungen vertreten.

Am 1. Februar 1910 erhielt er an den Königlich-Sächsischen Hoftheatern Dresden eine Anstellung als leitender Theatermaler. Für seine Verdienste als Bühnenbildner verlieh ihm am 16. Juni 1917 der sächsische König Friedrich August III. den Professorentitel. Anfang 1920 gab Altenkirch seine Theatertätigkeit auf, verließ Dresden und ließ sich in der Kleinstadt Siebenlehn nieder, wo ihm sein Schwiegervater das Haus „St. Romanus“ überlassen hatte. 

Wenige Wochen vor seinem Tod im Juli 1945 vollendete Altenkirch sein letztes großes Ölgemälde, dessen Motiv der Garten seines Wohnhauses war. Das Grab Otto Altenkirchs befindet sich auf dem Siebenlehner Friedhof.

Seine Gemälde sind in zahlreichen Museen in Deutschland zu finden. In Siebenlehn, Dresden und Ziesar wurden Straßen nach ihm benannt. Verschiedene Gedenkobjekte erinnern an den großen Künstler, so eine Stehle vor seinem Geburtshaus in Ziesar, eine Gedenktafel in Dresden auf der Bautzner Straße 15, wo sich seine erste Atelierwohnung befand und eine Sandsteinplastik an seinem Siebenlehner Wohn- und Atelierhaus in der Otto Altenkirchstraße 26. 

Wer sich intensiver mit dem Leben und Werk von Otto Altenkirch beschäftigen oder die zahlreichen Gemälde zum Nachschlagen zu Hause haben möchte, dem sei das folgende Buch empfohlen. Die opulente Monographie ist als Begleitbuch zu einer großen Retrospektive auf das Werk Otto Altenkirchs im Schloss Nossen vom 3. September bis 13. November 2005 erschienen und liegt nun überarbeitet als 3. Auflage vor. Erarbeitet von Maria Petrasch und herausgegeben durch die Zentralstelle der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen bietet sie erstmals einen umfassenden Überblick über die künstlerische Entwicklung des Malers und stellt auch den weniger bekannten Aspekt seiner Arbeit als leitender Hoftheatermaler in Dresden vor. An acht auf intensivem Quellenstudium basierende und mit zahlreichen historischen Aufnahmen bebilderte Textkapitel schließen sich 120 brillante Farbtafeln an, die das malerische Schaffen des Künstlers vorstellen.

Den Charakter eines Standardwerkes erhält die Publikation durch das vollständige, über 2400 Positionen umfassende Werkverzeichnis der Ölgemälde. Neben der systematisierten Werknummer, den obligatorischen technischen Daten, dem Bildtitel und einer kurzen Themenbeschreibung finden sich auch Informationen zum Entstehungsort und Fertigstellungszeitraum. Darüber hinaus wurde jedem Bild die entsprechende Ausstellungschronik zugeordnet. Ergänzt wird das Verzeichnis durch eine repräsentative Auswahl von 320 Schwarz-Weiß-Reproduktionen.

 

Monographie und Werkverzeichnis

OTTO ALTENKIRCH

1875–1945

LEBEN UND WERK

von Maria Petrasch, Frank Petrasch

328 Seiten, Format 25 × 30 cm, Festeinband (Mattfolie)

426 Abbildungen (s/w), 120 Farbtafeln

3. Auflage: Dresden 2025

ISBN 3-00-016284-4 

Gestaltung: Frank Petrasch, Dresden

Herausgeber und Vertrieb: Frank Petrasch, Dresden

Buchpreis:  48 Euro

 

Bei Hinweisen zu Bild- und Textdokumenten, sowie Gemälde und Zeichnungen, die im Zusammenhang mit dem Aufenthalt des Künstlers auf dem Dresdner Heller in Verbindung stehen, setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung.

Aktuelle Präsentationen:

Bis zum Jahresende ist in der Kronenapotheke, Bautzener Str. 15, Dresden eine Schaufensterdekoration anlässlich des 150.Geburtstag und 75. Todestag des Künstlers zu sehen.

In diesem Haus befand sich sein Atelier, in dem er arbeitete, wenn er sich in den Jahren 1908 bis 1943 in Dresden aufhielt. Im Dachgeschoss hatte Otto Altenkirch bis 1920 auch seine Wohnung. Die an der Fassade zu findende Gedenkplatte wurde 2015 von Frank Petrasch entworfen.

 

Die Dauerausstellung in der Amalie-Dietrich-Gedenkstätte im Historischen Rathaus, Markt 29, in Siebenlehn wurde mit zahlreichen Werken von Otto-Altenkirch erweitert. Zu sehen ist die Präsentation noch bis zum Jahresende, sonntags 14-16 Uhr,

Führungen außerhalb der Öffnungszeiten können vereinbart werden über:
Herrn Dietmar Lippert, Dorfstraße 2, ST Obergruna, 09603 Großschirma
Telefon: 037324/87743

Informationen auch unter: www.amalie-dietrich.eu

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